MAINTAL -EXIT! Wir gehören nicht in den Main-Kinzig-Kreis.
- Ahmet Cetiner
- 30. Sept. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Sonderstatus für Maintal: Warum wir uns neu positionieren müssen

Es ist eine Frage, die mir immer wieder durch den Kopf geht:
Gehört Maintal wirklich zum Main-Kinzig-Kreis?
Rein formal ja, aber in der Realität fühlt es sich oft anders an.
Maintal, mit seiner Lage direkt im Rhein-Main-Gebiet, hat mehr Verbindungen zu Hanau, Frankfurt und Offenbach als zu den ländlichen Gebieten im östlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises.
Das führt immer wieder zu Konflikten in der Planung und Umsetzung von Projekten – und lässt Maintal häufig auf der Strecke.
Die meisten Städte und Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis sind ländlich geprägt. Das bedeutet, dass der Kreis – meiner Meinung nach zurecht – seine Ressourcen und seine Aufmerksamkeit vermehrt auf diese Gebiete konzentriert.
Doch genau darin liegt das Problem: Maintal, als zweitgrößte Stadt im Kreis, fällt oft durchs Raster. Während die Kreisverwaltung notwendigerweise versucht, den ländlichen Raum mit Infrastruktur, Nahverkehr und anderen wichtigen Diensten zu versorgen, stehen wir in Maintal oft hinten an. Hanau hat es gewagt und gewinnt eigentlich auf ganzer Linie. Nun ist Hanau natürlich mit Ihren (fraglichen) 100.000 EinwohnerInnen in einer komfortableren Situation wie wir in Maintal. Aber lassen wir doch einmal das Gedankenspiel zu!
On-Demand Verkehre:
Ein Beispiel für die falschen Prioritäten
Ein Beispiel, das mir aktuell in den Sinn kommt, ist der On-Demand-Verkehr.
Es ist kein Geheimnis, dass Maintal dringend einen flexibleren Nahverkehr braucht. Angesichts der Nähe zu Frankfurt, Hanau und Offenbach wäre es nur logisch, dass wir unser Mobilitätsangebot ausbauen, um besser an diese Städte angebunden zu sein.
Doch wenn wir versuchen, solche Initiativen über die Kreisverkehrsgesellschaft (KVG) des Main-Kinzig-Kreises umzusetzen, stoßen wir auf Widerstand.
Warum?
Weil die KVG ihre Prioritäten auf die ländlichen Gebiete im Kreis legt. Natürlich ist es wichtig, dass diese Regionen gut angebunden werden – doch Maintal mit seinen spezifischen städtischen Bedürfnissen bleibt dabei auf der Strecke.
Die Bedürfnisse der ländlichen Gebiete sind anders als die von Maintal. Während dort der Fokus auf Anbindung an die Zentren gelegt wird, brauchen wir in Maintal einen Verkehr, der uns besser mit unseren Nachbarstädten wie Frankfurt und Hanau verknüpft. Aber genau da liegt das Problem: Wir haben nicht die Freiheit, diese Entscheidungen selbst zu treffen, weil wir an die Prioritäten des Kreises gebunden sind. Dabei haben wir mit der SVM unseren eigenen Stadtverkehr der sich aber immer in den schatten den KVG stellen muss. Das muss nicht sein.
Ein aktuelles Beispiel:
Die Haushaltsverschiebung und ihre Folgen
Die Notwendigkeit eines Sonderstatus zeigt sich besonders deutlich am Beispiel der aktuellen Haushaltsprobleme. Für den Doppelhaushalt 2025/2026 hatte unsere Stadtverwaltung alles vorbereitet. Die Planung ist soweit solide angekündigt, die Arbeit soweit erledigt, der Haushalt sollte im November 2024 eingebracht werden– doch dann kam die ernüchternde Nachricht: Der Haushalt muss verschoben werden. Warum? Weil die Finanzplanung des Main-Kinzig-Kreises und die Vorgaben des Landes Hessen nicht rechtzeitig vorlagen. Hier der Artikel darüber im Hanauer Anzeiger.
Das bedeutet, dass wir in Maintal warten müssen, während der Kreis noch an seinen Plänen arbeitet. Die Stadtverordnetenversammlung, die Verwaltung, die Kommunalpolitik und letztlich auch unsere Bürger sind gezwungen, sich den Verzögerungen zu fügen. Diese Situation zeigt, wie sehr wir von den Entscheidungen anderer abhängig sind – Entscheidungen, die oft zu spät kommen und uns daran hindern, wichtige Projekte in unserer Stadt umzusetzen. Im letzten Haushaltsjahr waren wir gezwungen unsere Grundsteuer aufgrund der Kreisumlagen zu erhöhen. Woher wissen wir ob der Kreis gut wirtschaftet? Oder sind wir als zweitgrösste Stadt einfach nur der Dicke Onkel mit dem gut gefüllten Brieftasche?
Mit einem Sonderstatus wären wir nicht mehr gezwungen, auf die Kreisverwaltung zu warten. Wir könnten unsere eigenen finanziellen Entscheidungen treffen und unsere Projekte pünktlich umsetzen. Keine Verschiebungen, keine zusätzlichen Sitzungen – einfach nur effektiveres Arbeiten für unsere Stadt.
Erfahrungen mit dem Grünen Kreisverband:
Unterschiedliche Welten
Auch meine Erfahrungen als ehemaliger Kreissprecher der Grünen im Main-Kinzig-Kreis bestätigen immer wieder, wie unterschiedlich die Interessen von Maintal und den östlicheren Gemeinden im Kreis sind. Während in Maintal Themen wie städtische Entwicklung, Verkehrsanbindung und interkommunale Zusammenarbeit mit Hanau oder Frankfurt im Vordergrund stehen, konzentrieren sich viele der anderen Gemeinden auf völlig andere Prioritäten. Diese Diskrepanz zieht sich durch die gesamte Zusammenarbeit.
Die Interessen gehen schlichtweg auseinander.
Maintal ist nicht ländlich geprägt, wir sind eine Stadt am Rande des Ballungsraums Rhein-Main, und unsere Herausforderungen und Bedürfnisse unterscheiden sich deutlich von denen kleinerer, ländlicher Gemeinden. Der Main-Kinzig-Kreis ist riesig – und das bedeutet, dass wir oft in einem Kreis von Gemeinden sitzen, deren Interessen wenig bis gar nichts mit unseren zu tun haben. Das erschwert nicht nur die politische Zusammenarbeit, sondern auch die Umsetzung von Projekten, die für unsere Stadt entscheidend wären.
Das zeigt sich sogar bei Kommunal, Landtags, Bundestags oder Europawahlen. Es ist schlicht unmöglich die Interessen unserer Stadt mit den Interessen der weiteren Gemeinden im Kreis zusammenzubringen.
Gemeinsamkeiten mit Hanau, Offenbach und Frankfurt
Vielmehr haben wir in Maintal mehr Gemeinsamkeiten mit Städten wie Hanau, Offenbach oder Frankfurt. Das liegt nicht nur an der geografischen Nähe, sondern auch an den Herausforderungen, vor denen wir stehen: Verkehrsanbindung, städtische Infrastruktur, bezahlbarer Wohnraum. Diese Städte teilen unsere Probleme und würden vermutlich auch unsere Lösungen teilen. Statt uns an den Bedürfnissen ländlicher Gemeinden zu orientieren, könnten wir uns viel mehr mit diesen städtischen Nachbarn zusammentun.
Warum sollten wir nicht mehr bilaterale Abkommen mit Hanau, Frankfurt und Offenbach schließen?Gerade in der Verkehrsinfrastruktur, aber auch bei der Stadtentwicklung, könnten wir von einer engeren Zusammenarbeit profitieren. Hanau, als bald kreisfreie Stadt, könnte ein logischer Partner sein. Eine direkte Kooperation mit diesen Städten wäre wahrscheinlich nicht nur effizienter, sondern auch kostengünstiger. Projekte wie gemeinsame Verkehrsplanungen oder Infrastrukturprojekte könnten so schneller und zielgerichteter umgesetzt werden, ohne auf die Langsamkeit und Umständlichkeit der Kreisverwaltung angewiesen zu sein.
Wir brauchen einen EXIT - Den MAINTAL - EXIT
Eine Frage der Selbstbestimmung
Die Frage, die mir daher immer wieder kommt:
Wäre Maintal nicht besser aufgestellt, wenn wir mehr eigenständig agieren könnten?
Die Hessische Gemeindeordnung (§ 4a HGO) bietet die Möglichkeit eines Sonderstatus für Städte wie Maintal. Damit könnten wir viele Aufgaben, die derzeit vom Main-Kinzig-Kreis übernommen werden, selbstständig regeln. Und das würde uns enorme Vorteile bringen.
Ein Sonderstatus würde uns ermöglichen, unsere Finanzen selbst zu verwalten, ohne den Umweg über den Kreis. Wir könnten direkte Fördergelder vom Land Hessen beziehen und diese effizienter in Projekte investieren, die für unsere Stadt von Bedeutung sind. Und ja, wir könnten endlich selbst entscheiden, welche Projekte Priorität haben – sei es der Ausbau von On-Demand-Verkehren, die Modernisierung unserer Infrastruktur, Modernisierung unserer Schulen und Schulhöfe oder die Verbesserung unserer sozialen Angebote.
Die Zukunft von Maintal
Maintal steckt in einer Zwickmühle.
Unsere Lage im Rhein-Main-Gebiet, unsere Größe und unsere Herausforderungen passen einfach nicht zu den anderen Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis. Und das merkt man. Wir stehen oft allein da, während der Kreis sich verständlicherweise auf die ländlicheren Gebiete konzentriert. Aber das darf nicht bedeuten, dass wir weiterhin an der Peripherie bleiben.
Ein Sonderstatus könnte der Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung sein. Es geht nicht darum, den Kreis zu verlassen oder die ländlichen Gebiete zu vernachlässigen. Aber es geht darum, dass wir in Maintal unsere eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen können – und zwar ohne ständig auf die Entscheidungen des Kreises warten zu müssen.
Maintal ist mehr als nur eine Stadt am Rand des Main-Kinzig-Kreises. Wir sind Teil des Rhein-Main-Gebiets, und es wird Zeit, dass wir uns auch so positionieren.
Ein Antrag im Stadtparlament
Um diese Idee voranzutreiben, habe ich einen entsprechenden Antrag für das Stadtparlament formuliert. Diesen muss ich auch noch meiner Fraktion vorstellen.
Dieser Prüfantrag soll die Verwaltung beauftragen, die Möglichkeiten eines Sonderstatus für Maintal zu untersuchen und die Vorteile für unsere Stadt zu prüfen. Ich würde mich freuen, wenn meine und die anderen Fraktionen im Stadtparlament diesen Antrag unterstützen.
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